Eine Tasse Tee gehört in Englands ältestem Plattengeschäft «The Diskery» einfach zum guten Ton. Diese kleine Willkommens-Geste sorgt für ein gutes Gefühl beim Plattenstöbern. Ganz der englischen Tradition verpflichtet, fragt Manager Jimmy Shannon jeden Kunden, welche Mischung es denn sein dürfe. Seine Frau wirft ihm vor, dass sein Tee-Service lediglich zum Kundenfang diene. Der Manager aber weist dies entrüstet als Unterstellung zurück. Als Kunde würde er sich doch auch über eine Tasse freuen.
Dass Shannon überhaupt noch Tee servieren kann in seinem Plattenladen, ist nicht selbstverständlich. Jahrelang blickte die gesamte Branche wie gelähmt in den Abgrund. Die Vinyl-Verkäufe brachen ein. Die CD und später das Internet drohten, den Dinosaurier unter den Tonträgern aussterben zu lassen.
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Jimmy Shannon und sein Tee stillen diese Sehnsucht nach Langsamkeit. The Diskery ist also nicht nur Schatztruhe für Vinyl-Freaks sondern auch eine Oase inmitten der Hektik des modernen Alltags.
Einmal nur verstummte die Musik in der Bromsgrove Street 99. An jenem Samstag im Januar 2012 blieben erstmals in der über 60-jährigen Geschichte die Türen verschlossen. Kein Tee wurde aufgesetzt, keine Nadel legte sich knisternd in die Rillen einer alten Platte. Birmingham verabschiedete sich von Morris Hunting, dem legendären Gründer von «The Diskery». Seitdem führt Jimmy Shannon das Geschäft, in dem er seit fast 50 Jahren arbeitet.